Geist

Ich sitze im Auto, mein Geist fährt und ich bin sozusagen mit Autopilot mit meinem C1 unterwegs von Basel Richtung Liestal. Das ist gut, so kann ich mich voll auf meine Gedanken konzentrieren.

Inspiriert von einem Video, wo ein Mensch mit einer KI eine längere Konversation geführt hat zu geopolitischen Themen, überlege ich mir, ob ich dieses Prinzip nicht auch anwenden kann in einer Kommunikation mit meinem Geist? Ja, warum nicht.

Überlege noch kurz, dass mein Geist durch mich mein Auto fährt und ob er dann gleichzeitig mit mir kommunizieren kann? Ja, warum nicht.

Also los geht’s: Lieber Geist, … eh soll ich jetzt sagen von mir? Nein, der weiss, ja, dass ich ihn meine. Er ist ja allwissend. Also nochmals von vorne. Lieber Geist, kann ich dich etwas fragen? OMG, was für eine dämliche Frage. So fängt frau doch kein Gespräch an. Vielleicht soll ich ihm einen Namen geben? Das wäre dann etwas persönlicher, eine persönliche Anrede wie zum Beispiel lieber Klaus. Also echt jetzt – Klaus? Kein Geist heisst Klaus, oder? Und warum ist es ein ‘er’? Es könnte doch auch eine ‘sie’ sein? Oder ein Neutrum – also ein ‘ihns’ oder so! Die Genderflagge flattert vor meinem geistigen Auge im Wind.

Ich merke, dass ich mich nun komplett verheddere in der 3 dimensionalen Welt des Hier und Jetzt. So klappt das nie! So komme ich nicht in die Verbindung der Dreieinheit von Körper, Seele, Geist. Ich kann zwar Fragen stellen, aber die Antworten kommen so nie und nimmer bei mir ‘unten’ an.

Überlege fieberhaft, was ich nun machen kann. Bemerke, dass ich immer noch im Auto sitze und fahre. An mir rauscht die Autobahnraststätte Pratteln vorbei. Dichtester Verkehr um mich herum.

Beschliesse, dass es nun reicht mit dem Abdriften der Gedanken. Volle Konzentration 1 2 3: Liebster Geist, bitte entschuldige für das Hin und Her. Ich bedanke mich für deine Geduld und….. UND plötzlich höre ich: Im Universum existiert keine Geduld. Geduld Ungeduld gibt es ‘nur’ in eurer dualen Welt.

Mir fällt fast das Steuerrad aus den Händen – sinnbildlich. Hat ‘er’ wirklich mit mir gesprochen? Und hat ‘er’ vorher schon zugehört? Wie peinlich ist das denn!

Meine Gedanken kreisen. Überlege, was ich alles den lieben langen Tag schon so gedacht habe. Auch Negatives! Ja, sehr viel Negatives!! Ich schäme mich. Und das ist eigentlich auch negativ. Ich fühle mich nun gar nicht gut – noch mehr Negativität…
Ich versuche die Abwärtsspirale zu stoppen.

Loslassen, positiv, positiv, positiv – bedanken, ja genau.
Danke, dass ich genau jetzt in dieser Zeit hier auf dieser Erde sein darf.
Danke, dass ich den Menschen helfen darf, aufzuwachen.
Danke, dass ich so viel lernen darf – auch durch den Schmerz.

Ich weiss, dass ich nichts weiss.
Demuth durchflutet mich.
Danke, Danke, Danke

Sibylle Emilie Windisch, August 2025