Wir schreiben das Jahr 1867. Der 11. November ist ein regnerischer Montag in London. Speziell die Gegend um Spitalfields im östlichen Teil von London versinkt im Morast. Hier im ‘East End’ leben die einfacheren Leute. Ein kleineres Kloster, geführt von ehrwürdigen Nonnen ist ein Teil dieser Gegend.
Hier in diesem Kloster liege ich auf einer härteren Unterlage. Ich befinde mich in den letzten Geburtswehen. Eine Nonne steht links von mir und beruhigt mich. Sie spricht mit ruhiger und einfühlsamer Stimme: «You are doing fine, it will soon be over». Ich presse noch einmal mit all meiner verbleibenden Kraft und in der nächsten Sekunde schenke ich einem kleinen Baby das Leben. Es ist ein Mädchen. Die Nonne legt mir das Kind auf die Brust. Wehmut überkommt mich, eine Melancholie und tiefe Trauer. Denn ich weiss, dass ich dieses Baby in ein paar Momenten abgeben muss.
Die Nonne flüstert mir ins Ohr: «Try to savour this short and precious moment. It will stay in your heart and accompany you for the rest of your life»
Ich schaue dem Mädchen tief in die strahlenden Augen. Meine Tränen benetzen das kleine weisse, perfekt geformte Gesichtchen. Die blauen Augen schauen mich an so als ob es sagen möchte, ich verstehe. Du kannst mich nicht bei dir behalten.
Die ganze Weisheit des Universums fliesst in diesem Moment von diesem kleinen Wesen durch mein Herz in meine Seele. Ich weiss, dass ich dem Kind keinen Namen geben darf aber tief in mir drin werde ich es Sally nennen. Es ist der liebkosende Name abgeleitet Sarah.
Ich sage meinem kleinen Baby: «My dear little sweet baby girl, I will be thinking of you every day and especially on each 11th November until I take my last breath on this earth – and beyond. I will love you, always and forever.»
Mit diesen Worten übergebe ich mein kleines Baby der Nonne.
Sibylle Emilie Windisch, November 2025
In Memory of Sally, born on a rainy day in London on November 11th, 1867. Passed on to the universe and all there is on April 12th, 1912.
